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Post-Arrival-Camp

Nach knapp 6 Wochen ist es so weit: Das Post-Arrival-Camp steht an. Zum ersten Mal sehen sich alle Freiwilligen wieder. Da der Seminarort allerdings in der Nähe von KL liegt, bedeutet das für uns eine längere Anreise. So begann für mich der Freitag bereits um 4 Uhr. Zu dieser Zeit liegt das PCH in vollkommener Ruhe da. Ich muss zugeben, dass ich am Tag vor der Abreise schon ein kleinwenig traurig war schon wieder loszuziehen, aber das zeigt wie sehr ich mich in meinem Projekt eingelebt habe. Der Ausflug startete dann mit den anderen zusammen am Hafen. Mit der Fähre wurde in der Dunkelheit übergesetzt. Auf dem Festland angekommen war unser nächstes Ziel der Bahnhof von Butterworth. Da wir nur knapp 10 Minuten Zeit hatten um den Zug zu erwischen bekam der Begriff „Frühsport“ eine ganz neue Bedeutung. Die vierstündige Zugfahrt gehört eher zu den unspektakulären Dingen besonders um diese Uhrzeit. Der Zug an sich war vergleichbar mit einem ICE der Deutschen Bahn und kein bis zum Rand gefüllter indischer Zug auf dem die Menschen auf dem Dach sitzen, wie das sich vielleicht einige vorstellt hatten. Im Gegensatz zur Deutschen Bahn fuhr unser Zug pünktlich ab. So kamen wir also wieder in die Hauptstadt. Der Gedanke der uns im Vorfeld und auf der Fahrt kam wurde bestätigt. Wir waren drei Stunden vor der vereinbarten Zeit in KL. Hatte sich das Office etwa verplant oder uns nicht zugetraut, dass wir es zu dieser frühen Stunde schaffen pünktlich zu sein? Nein, das war nicht der Grund. Ein Freiwilliger von uns wollte unbedingt eine Ausstellung eines Fotografen besuchen, den wir bei unserem ersten Aufenthalt kennengelernt hatten. So hatte wurde der Großteil unserer Gruppe mehr oder weniger gezwungen früher anzureisen. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich zu diesem Zeitpunkt mich nicht in der Stimmung fühlte eine Galerie zu besuchen. Nach gemeinsamen Mittagessen entschieden sich einige die Ausstellung zu besuchen, während der Rest in der Mall zurückblieb. Was macht nun mit der restlichen Zeit? Leicht genervt und mit einem Kaffee sammelten wir Reiseziele und redeten über mögliche  Wochenenden und Feiertage. Glücklicherweise verging die Zeit schneller als gedacht. Nun also auf zu dem gemeinsamen Treffpunkt. Da sah man sie auf einmal, die bekannten Gesichter, die man schon eine gefühlte Ewigkeit nicht gesehen hat. Mit einem Lächeln im Gesicht stiegen wir alle in den Bus, der uns zu unserem Seminarort brachte. Auf dem Weg wurde mit leuchtenden Augen von allen Projekten berichtet. Relativ schnell stellte sich heraus, dass wir alle sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht hatten. Während ich ja mit meinem Projekt vollkommen zufrieden bin und mich total auf meine Arbeit eingestellt habe gibt es leider auch andere Erfahrungen. Besonders zwei Projekte sind wohl so nicht so erfüllend wie es bei mir der Fall ist. Ich habe von Ausgangssperren erfahren, sodass die die Freiwilligen erst einmal seit Ankunft außerhalb des Projekts waren. Auch Berichte, dass man eher als Objekt behandelt wird oder bei Problemen nur noch über Dritte kommuniziert wird wurden berichtet. Natürlich muss man beachten, dass das nur die Sicht der Freiwilligen ist und dies natürlich kein objektiver Eindruck ist. Zum Glück muss man jedoch sagen, dass die Freiwilligen in diesen Projekten aber zu zweit sind und so nicht auf sich komplett allein gestellt sind. Trotzdem sitzt man dann eher schweigend da und ist froh über die eigenen Erfahrungen, die bisher überwiegend positiv waren. So in unseren Berichten versunken merkten wir gar nicht wie die Busfahrt verstrich und wir an unseren Seminartort kamen. Dabei handelte es sich um die Sime Darby Plantation Academy, die wie der Name teilweise schon erahnen lässt, mitten in einer Ölpalmenplantage liegt. Unsere Unterkunft lag mitten in der Plantage, die nicht gerade klein ist. Über das gesamte Wochenende bin ich den Eindruck nicht losgeworden, dass man hier sehr abgelegen und alleine ist. Ich glaube, dass niemand anderen als das Personal und Arbeiter gehsehen habe. Dieser Eindruck wurde auch dadurch bestätigt, dass man keinen Empfang hatte und das Lobby W-LAN durch 15 Nutzer regelrecht überlastet war. So war es also ein fast internetfreies Wochenende. Nachdem wir alle unsere Zimmer bezogen hatten begann unser Camp. Einheiten über das eigene Selbstbewusstsein und Motivation war der Inhalt unseres ersten Tags. Es zeigte sich ein ähnliches Bild wie bei unserem On-Arrival-Camp. Wenn Einheiten abgeschlossen waren gab es etwas zu essen, sodass man irgendwann das natürliche Hungergefühl verlor. Mit vollem Magen ging es dann nach 19 Stunden endlich ins Bett. Der Haupttag war vor allem durch längere Gespräche mit den Teamenden bestimmt. In Kleingruppen von 3 Freiwilligen berichteten wir über unsere ersten Erfahrungen und verglichen unsere Erwartungen, die wir zu Beginn notiert hatten mit der jetzigen Realität. Ich muss zugeben, dass ich froh war ohne schlechtes Gewissen von meinen Erfahrungen berichten können, da in meiner Gruppe alle gute Erlebnisse hatten. Nach weiteren Einheiten über Kommunikationsstile und Empathie startete der „kulturelle Abend“. Zuerst präsentierten die Teamenden uns das Mooncake Fest und hatten für uns eine Überraschung. Auch in Malaysia gibt es eine Art St. Martins Umzug und so marschierten 19 jährige Deutsche auf einer Palmölplantage mit Laternen in der Hand durch die Dunkelheit. Erinnerungen an Martinslieder kamen auf, sodass auch der ein oder andere Versuch startete ein Lied komplett zu singen. Das sollte aber natürlich nicht alles sein was wir von unserer Kultur zu bieten hatten. Zwar konnten wir nicht die Mooncake Laternen übertrumpfen, aber ich kann nun stolz von mir behaupten wie ich meinen Namen tanzen kann. Auch die Reise nach Jerusalem kam gut an, obwohl ich mir sicher bin dass den Malaiien das Spiel einfach unter „Musical Chairs“ kennen. Kulturell bereichert und mit einigen Erinnerungen endetet der Tag und es stand schon der letzte Tag an. Die einzige Einheit dieses Morgen beschäftigte sich mit der Frage wie man dazu beitragen kann sein Projekt nachhaltig zu verbessern. Ich habe da schone einige Gedanken gesammelt und bin gespannt, ob ich es umsetzen kann. Nach dem Mittagessen ging zurück Richtung KL und jetzt wurde mir erst klar welche Ausmaße die Plantage besitzt. Wieder in der Landeshauptstadt angekommen nahte die Zeit des erneuten Abschieds und der Heimreise. Dieses Mal geht es für uns jedoch mit dem Bus zurück und das bis spät in die Nacht, sodass ich nun genügend Zeit habe den Beitrag zu schreiben. Einige unseres Penang Quintetts haben das Glück morgen nicht arbeiten zu müssen. Das kann ich von mir leider nicht behaupten, aber dafür kommt morgen eine Überraschung in unser Projekt. Leicht fertig und müde beende ich hier meinen wohl bisher längsten Blogeintrag.

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1 Kommentar

  1. Karin 10. September 2017

    Klingt wie immer interessant, wobei der Austragungsort- die Palmöl-Plantage einen bitteren Beigeschmack hat. Die Palmölproduktion ist sehr umstritten und sollte uns alle zum Nachdenken animieren.
    Schön ist es zu hören, daß du dich auf die Heimfahrt begeben hast. Dies heißt du bist wirklich in deinem Projekt angekommen.

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