Nils Blog

Angkor. Kambodscha.

Nach drei Monaten ohne irgendeine Reise beginnt nun, am Ende meines Jahres, die Reisezeit. Das erste Ziel heißt für mich Angkor, Kambodscha. Die Anekdote, wie es zu der Reise kam, ist relativ interessant. An CNY sprachen wir Freiwillige über die Reisen, die wir noch geplant hatten. Kurz zuvor hatte ich noch im Internet recherchiert, welche historischen Tempelanlagen in Südostasien noch sehenswert wären. An dem besagten Abend erfuhr ich dann, dass eine andere Freiwillige sich auch überlegt hatte nach Angkor Wat zu gehen. Deshalb bin ich seit gestern mit Caro in Kambodscha unterwegs.

Kambodscha hat eine sehr bewegte Geschichte hinter sich, doch das soll nicht das Thema dieses Beitrags werden. Ich möchte allerdings kurz erläutern, wie es zu der größten Tempelanlage der Welt kam. Durch künstliche Bewässerungsanlagen und Stauseen, die im 10. Jahrhundert errichtet wurden kam die Region im heutigen Kambodscha zu großem Reichtum. Dies veranlasste die Khmer (die Einwohner Kambodschas) dazu große Städte und gewaltige Tempelanlagen zu bauen. Das Resultat sind die unzähligen Tempel im Angkor Park, von denen Angkor Wat wohl das berühmteste ist. Doch wer mehr wissen möchte kann sich gerne im Internet darüber weiter informieren.

Vor unserer Ankunft in dem Hostel, kamen wir schon in den Kontakt mit Deutschen. Zusammen mit ihnen teilten wir uns ein Taxi zur Stadt. Da wir die Nacht am Flughafen in KL verbracht hatten und den ersten Flug nach Kambodscha gebucht hatten war es erst kurz nach neun Uhr als wir an der Rezeption des Hostels standen. Trotz der frühen Ankunft könnten wir unser Zimmer beziehen und unsere Sachen ablegen. Nach einem kurzen Pause machten wir einen Abstecher in die Stadt. Neben Geld abheben kauften wir im Supermarkt auch kühles Wasser. An der Kasse kam dann ein sehr witziger Moment. Der zu bezahlende Betrag war $1.25. Da Kambodscha den Dollar ehemals als Staatswährung eingeführt hatte, existiert er heute als Parallelwährung zum kambodschanischen Riel. Es ist üblich, dass die Preise auch in US-Dollar angegeben werden und so ist die Währung zumindest inoffiziell die gleiche wie in den USA. Da Kambodscha aber keine Münzen von Amerika hat, ist es ganz normal, dass man sein Rückgeld in zwei Währungen bekommt. Alles über $1 in Dollar und das Kleingeld in Riel.

Nach einem Rundgang durch das Stadtzentrum, dass nebenbei erwähnt kulturell nicht so viel zu bieten hat, gingen wir wieder in unser klimatisiertes Zimmer und fingen an eine Art „Reiseroute“ für den Sonntag zu planen. Dank WLAN konnten wir uns durch zahlreiche Webseiten lesen, die die unterschiedlichsten Tipps hatten. Doch wir sind nicht nach Kambodscha gekommen um nur auf unserem Zimmer zu liegen und das Geschehen im Internet zu betrachten. Deshalb mieteten wir uns kurzerhand ein Fahrrad für $2 und besichtigen die Tempel in Siem Reap. Doch die Tipps des Internet zahlten sich aus. Wie wir gelesen hatten wurden die Tickets bereits ab 17 Uhr für den nächsten Tag ausgestellt und man konnte noch den Sonnenuntergang im Angkor Park verbringen. Ausgerüstet mit unseren Fahrrädern, Fotoapparaten und Google Maps navigierten wir zu der Verkaufsstelle. Derzeit ist wieder einmal Neujahr. In Kambodscha, Thailand und auch vereinzelt in Penang kann man zum dritten Mal (laut gregorianischem Kalender) Neujahr feiern. Im Gegensatz zu den vergangenen Neujahren wird hier jedoch auf Raketen oder Ang Pau verzichtet. Stattdessen werden ähnlich wie Holi Festival Babypuder und Wasser auf die Menschen geschüttet. Auffällig ist hier, dass die meisten Einheimischen nicht auf Touristen zielen sondern lediglich ebenfalls mit Wasser bewaffnete Menschen anvisieren. Die meisten bedeutet aber nicht alle. Meist ist man mit dem Fahrrad schneller als die Reaktion der Wasserspritzpisolen-Träger, aber kurz vor dem Ticketschalter ergoss sich der Inhalt eines Eimers über meinen Körper. Vollkommen durchnässt standen wir in der Halle, in der die Tickets verkauft wurden und ich war froh , dass wir noch etwas Zeit hatten und ich trocknen konnte.

Erfolgreich mit den Tickets in unserer Tasche entschieden wir uns den Sonnenuntergang an einem See anzuschauen. Als einzige Fahrradfahrer erreichten wir den See, der zwar in schönem Abendlicht lag, aber einen leider keinen Sonnenuntergang mit Spiegelung im See anbot. Trotzdem war es unglaublich schön wieder einmal Fahrrad zu fahren und die Natur so selbst zu erkunden. Nach einem kurzen Abendessen und erneutem Wassereinkauf beendeten wir den Tag doch recht früh um den verlorenen Schlaf der vorherigen Nacht auszugleichen.

Durch eine Stunde Zeitverschiebung war aber um sechs Uhr die Nacht zu Ende und weiteren Schlaf zu finden war für mich nicht möglich. Da es allerdings erst um 7:30 Uhr Frühstück gab nutze ich das Internet um den Ort den wir besuchen wollten etwas besser kennenzulernen und ein bisschen Orientierung zu haben. Nach einem Hot Dog ähnlichem Frühstück machten wir uns auf die Suche nach einem Tuk-Tuk-Fahrer, der bereit war uns einen ganzen Tag herumzufahren. Unsere Erwartungen waren gedämpft, da uns im Hostel gesagt wurde, dass zur Neujahrszeit nur One-Way Tuk-Tuks zu buchen sind. Doch nach kurzer Suche fanden wir glücklicherweise einen Fahrer der bereit war uns zu chauffieren. Tuk-Tuks sind wohl nach Rollern die beste Art sich durch den Verkehr von Siem Reap und den Angkor Park zu schlängeln. Für $30 einen privaten Chauffeur zu haben lohnt sich auf jeden Fall, denn die größte Tempelanlage der Welt trägt nicht umsonst diesen Titel.

Der erste Programmpunkt unseres Plan war der bekannteste Tempel im Angkor Park: Angkor Wat. Auch wenn es weit nach Sonnenaufgang war und der erste Besucherstrom schon abgeebbt war. Als leer konnte man die Tempelanlage nicht beschreiben. Caro und mir fiel auf, dass wir auffielen. Doch anders als man das erwarten würde. Normalerweise würde man erwarten viele weiße Menschen zu sehen, doch die Mehrheit der Touristen sind Asiaten, genauer gesagt Chinesen. So kam es heute auch vor, dass wir als Model herhalten mussten. Doch abgesehen von Touristen gibt es ja noch die Anlage. Groß und imposant! Das waren wohl die ersten Gedanken, die mir durch den Kopf schwirrten. Der Weg, der zu den Haupttürmen führt zeigt die Weite von Angkor Wat. Ich denke auf dem Foto kann man gut die Ausmaße sehen. Dabei ist Angkor Wat aber nur einer der vielen Tempel im Angkor Park. Caro und ich versuchten etwas abseits der Touristenmassen den sakralen Ort auf uns wirken zu lassen, doch wir waren schon wieder komplett nass. Dieses Mal war der Grund kein Wassereimer, sondern die Sonne, die jedes T-Shirt im Angkor Park wohl nass werden ließ. Wenn man erstmal das Osttor, also die „Rückseite“ der Anlage erreicht hat merkt man, dass sich die Menschenmassen gut verteilen und es hier deutlich ruhiger ist als vor den markanten Türmen. Wir sind uns nicht sicher, ob der große Andrang an Menschen nur wegen des Neujahrs ist oder ob immer so viele Menschen die Tempel besuchen. Nach drei Stunden steuerten wir mit unserem Fahrer den nächsten bekannten Tempel an. Der Bayon Temple ist für seine in Stein gemeißelten Gesichter bekannt. Hier zeigte sich ein Kontrast zwischen den beiden Tempeln. Während Angkor Wat groß und weitläufig angelegt ist findet man im kleineren Bayon Tempel viele verwinkelte Ecken, sodass man trotz der immer noch vielen Touristen das Gefühl hat einsamer zu sein. Wie auch schon bei Anker Wat fiel mir die unglaubliche Liebe zum Detail auf. Egal ob man an die Wände oder die Ziegel der Wände schaute. Überall fanden sich Muster, Reliefs oder auch ganze Bilder, die in Stein gemeißelt waren. Die populären Gesichter des Bayon Tempels wurden aus mehreren Steinen zusammengesetzt, sodass es für mich als Laien sehr beeindruckend ist Steine so zu bearbeiten, dass sie am Ende ein Gesicht ergeben.

Ich könnte jetzt noch weitere Tempel nennen, die wir im Angkor Park besichtigt haben. Jeder dieser Tempel ist in einer ganz eigenen Weise besonders. Mal sind es steile Stufen, die erklommen werden müssen, um einen Tempel, der fast einer Maya Pyramide gleicht. Ein anderes Mal ein von Bäumen überwucherter Tempel, der auch schon bei Dreharbeiten für den Film „Tomb Raider“ diente. Ich denke jedoch, dass dies nicht wirklich spannend ist, denn ganz rational gesehen sieht man überall verwitterten Sandstein, der in verschiedenen Formen aufgeschichtet ist. Wenn man an einem Tag möglichst alles sehen will stumpft man zum Ende hin wahrscheinlich sehr stark ab. Ich habe auch Bedenken, dass wenn ich meine Fotos später anschauen werde, die Hälfte als uninteressant befinden werde. Doch da wir den 3 Tages Pass gekauft haben gibt es morgen nochmal die Möglichkeit in aller Ruhe weitere Tempel zu besichtigen und weniger touristische Plätze zu erkunden. Zum Abschluss des Tages wollten wir den Sonnenuntergang bei einem Tempel genießen, der als einziges auf einem Hügel liegt. Jedoch machten uns graue Wolken einen Strich durch die Rechnung und wir kehrten früher zu unserem Fahrer zurück als erwartet. Doch als wir die Straße überqueren wollten, wurden wir etwas unsanft von einem Polizisten gebremst der uns bat zu warten. Dann kam eine wahre Kolonne an Fahrzeugen. Angeführt von einer Polizeieskorte kamen rund 50 Jeeps hintereinander die Straße entlang gefahren. Nachdem alle passiert hatten fragte ich den Polizisten, was das nun genau war. Die Antwort war nur: „Primeminister.“ Wir hatten also ohne es zu wissen in einem der vielen Autos den Premierminister Kambodschas vorbeifahren sehen. Allerdings waren die Auto so unscheinbar gewesen, dass ich nicht ausmachen könnte, welcher nun dem Premier gehören sollte. Vielleicht auch deshalb oder einfach wegen der Dunkelheit begann ein Stau. Eigentlich ist es nicht so kompliziert im Angkor Park zu fahren, aber durch die schiere Masse kommt es wahrscheinlich jeden Abend auf der Hauptstraße zu Stau, obwohl alle nur die gleiche Straße nach draußen nehmen wollen. So entstand der Großteil der hier gelesenen Zeilen auf der Rückbank des Tuk-Tuks. Doch nach gut 2 Stunden hatten wir die 9 Kilometer zu Siem Reap geschafft und nach einem Abendessen stand nur noch duschen auf dem Programm. Ist aber gar nicht so einfach, wenn kein Wasser aus der Dusche kommt. In 30 Minuten sollte aber wieder Wasser laufen und wir können frisch geduscht morgen früh bei Sonnenaufgang Ankor Wat sehen.

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

1 Kommentar

  1. Karin 15. April 2018

    Klingt nach einer kulturellen Reise auf der viele Fotos gemacht werden. Tuk-Tuk zu fahren ist immer ein Erlebnis, das wir auch in Thailand gemacht haben. Viel Spaß noch bei eurem Trip.

© 2024 Nils Blog