Nils Blog

Hong Kong 香港

Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, dass ich in China sein werde, hätte ich wahrscheinlich wahrscheinlich geschmunzelt. Die Realität ist jedoch genau so: Ich bin in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hong Kong.

Am Freitag Abend ging es für Caro, Helena und mich auf zum Flughafen nach Penang. Nach einem kurzen einstündigen Flug waren wir dann am KLIA. Zum letzten Mal in meinem Freiwilligenjahr musste ich am Flughafen die Nacht verbringen und mit zunehmender Anzahl wird das auch immer angenehmer. Trotzdem bin ich froh, wenn ich nicht mehr an einem Gate oder im Terminal schlafen muss. Wenn man um 3 Uhr nachts durch den Flughafen geht könnte man auch meinen es habe eine Art Massaker ohne Blut gegeben. Unzählige Menschen liegen entweder auf den Bänken oder dem Boden und versuchen eine möglichst angenehme Schlafposition einzunehmen. Doch auch diese Nacht ging vorüber und der Flug nach Hong Kong war bereit zum boarden. Auch hier gab es wieder die Möglichkeit für 4 Stunden das Schlafdefizit zu vermindern. So ganz habe ich das nicht geschafft, aber überraschender Weise fühlte ich mich auch nicht müde.

Landung. China. Die ersten Eindrücke des neuen Lands kommen über einen ganz von alleine und diese waren gemischt. Als wir die Gangway von unserem Flieger zum Terminal passierten, konnten wir das erste Mal Hong Kong sehen. Doch halt! Das mit dem Sehen war sei eine Sache. Man könnte wohl eher sagen man sah schemenhaft Hochhäuser. Dazu komme ich aber später noch zurück. Eine weiterer Eindruck von mir war, dass es am Flughafen haufenweise Personal gab, was sich nur darum zu kümmern schien, die Menschen zu lotsen (trotz der Schilder). Nach dem üblichen Papierkram an der Immigration nahm unser Trio den Bus in die Stadt. Während wir mit moderatem Tempo auf der Autobahn von Hong Kong fuhren, entdeckte ich etwas, das in den nächsten Tagen ich immer wieder entdecken würde und mich darüber wundern würde. Mehr aus Zufall sah ich den Tesla Model S, der lautlos an unserem Doppeldecker-Bus vorbei zischte. Nun ist das ja nicht weiter sonderbar ein Auto dieser Marke zu sehen, doch in den 20 Minuten auf der Autobahn sah ich 10 Autos von der Marke des amerikanischen Elektroautoherstellers. Das ist wiederum für mich besonders, denn ich denke in Deutschland sieht man eventuell pro Stunde eines dieser Autos. Scheinbar gibt es also irgendwo doch schon den Ansatz Elektrofahrzeuge massentauglich zu machen. Doch ich schweife ab.

Hong Kong selbst wirkte für mich im ersten Moment vor allem eines: alt. Das liegt nicht an dem Flughafen oder den Straßen zur Stadt. Nein, es sind die Gebäude selbst. Ich spreche hier nicht von alten Hütten oder heruntergekommenen Einfamilienhäuser. Es sind Hochhäuser, die ihre besten Zeiten schon hinter sich haben. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass seit Jahrzehnten keine Renovierung stattgefunden hatte und die Hauptstraße von diesen Fassaden bestimmt wird. Je weiter man in Richtung Victoria Harbour kommt desto mehr verflüchtigt sich dieser Eindruck aber wie wir wissen: Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. 

Als wir vor unserer Reise nach preiswerten Unterkünften schauten bemerkten wir schnell, dass wir hier wohl mehr Geld als üblich ausgeben müssen würden. Hong Kong zählt zu den Städten mit den weltweit höchsten Lebenshaltungskosten. Das spiegelt sich auch in den Preisen für Unterkünfte wider. Da Hong Kong ein bergiges Staatsgebiet ist, sind nur knapp 25% der Fläche bebaut. Deswegen ist Wohnraum auch extrem teuer und kostbar. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum einige Gebäude immer noch stehen und nicht neu aufgebaut werden. So ähnlich ist die Geschichte auch mit dem Haus, in dem wir übernachten. Die Chungking Mansions waren ursprünglich als Büro- und gehobener Wohnraum gedacht, aber durch unglückliche Umstände verfiel das Gebäude und wurde ein Zufluchtsort für viele kleine Hostels. Sehr kontrovers streiten sich Artikel im Internet um diesen Ort, aber für uns war es, wie für viele andere auch, ein kostengünstiger zentraler Anlaufspunkt. Obwohl das wohl unsere teuerste Unterkunft im ganzen Jahr ist, heißt das nicht, dass sie auch die komfortabelste ist. Doch für 3 Nächte kann man es hier aushalten. 

Da wir seit Freitag Abend nicht mehr richtig gegessen hatten entschieden wir uns nach unserem Check-In erst einmal etwas zum essen zu suchen und dann die Stadt zu erkunden. Stichwort hohe Lebenshaltungskosten. Wir waren geradezu geschockt als wir die Preise für Essen sahen. Klar handelt es sich um Preisregionen, die in Deutschland auch völlig normal sind, aber wenn man seit neun Monaten die Preise aus Malaysia gewöhnt ist, gestaltet sich die Essensuche auf diesem Preisniveau als Herausforderung. So haben wir in den letzten Tagen immer nach günstigem Essen Ausschau gehalten. 

Nach erfolgreicher Suche schauten wir uns in der Stadt um und kamen zur Kowloon Moschee. Eigentlich wollten wir nur einen kurzen Blick in das Gotteshaus werfen, doch wir wurden von einem Wärter angesprochen. Er führte uns vollkommen selbstverständlich durch die Moschee und erklärte uns vieles. Wir waren alles sehr dankbar für diese zufällig entstandene Führung und bedankten uns bei dem sehr offenen Wärter.
Die Straße hinab gingen wir zur Promenade von Hong Kong und spätestens hier wurde wieder klar was wir am Flughafen schon gesehen hatten. Der Smog von Hong Kong vernebelte wortwörtlich einem die Sicht. HK zählt auf Grund der vielen bewachsenen Berge zu einer der grünsten Metropolen, der Welt, doch an 30% der Tage im Jahr liegt die Sichtweite unter 8 Kilometern. Auch wenn man Sonnenschein auf seiner Haut spürt, ein blauer Himmel ist nicht zu sehen. Gestern und heute hatten wir eher Pech mit dem Wetter und die Skyline von HK konnte ihre Schönheit nicht entfalten, aber vielleicht ändert sich das ja noch. 

Nach einem Besuch bei dem Night Markt kehrten wir wieder zu der diesigen Skyline zurück und ließen den Abend, mit Blick auf die unzähligen Lichter, an der Promenade ausklingen.

Heute gönnten wir uns etwas mehr Schlaf und gingen recht spät chinesisch frühstücken. Doch da Sonntag war, war auch die Geschäftigkeit etwas weniger zu spüren. Da wir gestern schon die eine Seite des Stadtzentrums erkundet hatten entschlossen wir uns heute auf die andere Seite mit der Fähre überzusetzen. In der Hochhäuserschlucht von Hong Kong Island machten wir zu aller erst eine Fahrt mit der längsten Rolltreppe der Welt. Wobei man sagen muss, dass es sich hier um eine Aneinnanderreihung von verschiedenen Rolltreppen handelt. Nach gut 15 Minuten hat man 800 Meter und 135 Höhenmeter überwunden und ist am oberen Ende des Stadtkerns. Von hieraus besuchten wir den zoologischen Garten von Hong Kong, in dem auch Tiere gehalten werden. Einen kurzen Moment der Stille erlebten wir in der katholischen Kathedrale von HK in der gerade eine Messe auf kantonesisch gehalten wurde. Das ist wirklich bizarr, aber ich habe ja schon einige Arten von Gottesdiensten miterlebt.
Allgemein läuft man während solcher Städtetrips unglaublich viel. So sind wir im Durchschnitt jede Stunde seit wir in Hong Kong sind schon 1,2 Kilometer gelaufen. Dadurch setzt man sich dann auch irgendwann einfach hin und genießt einfach den Ausblick oder den Moment, in dem man realisiert, dass man in China ist. An dieser Stelle möchte ich einfach nochmal Danke an alle sagen, die mir dieses Jahr ermöglicht haben. Ohne so viele Sponsoren, hätte ich nicht die Möglichkeit auch weitere Orte in Südostasien zu sehen.

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