Zwölf Stunden und 40 Minuten. So lange sollte unser Flug dauern. Nachdem wir alle erfolgreich abgegeben hatten folgte der Sicherheitcheck. Obwohl ich in meinem Jahr 16 Flüge hatte und 7 Länder besucht habe, war dieser Check besonders. Anders als üblich mussten wir nämlich unsere Schuhe ausziehen. Das führte zu einer langen Warteschlange. Da unser Flugzeug aber eh Verspätung hatte waren wir nicht wirklich im Stress. Im Flugzeug trennte sich dann unsere Gruppe und ich verabschiedete mich schon von einigen, da diese in Amsterdam sich beeilen mussten um einen Anschlussflug zu bekommen.
Im Flugzeug selbst waren wir dieses Mal sehr verstreut. Während wir beim Hinflug immer einen Nebensitzer hatten, den wir kannten war es dieses Mal so, dass die meisten von uns alleine saßen. So ganz verstehe ich das nicht, da wir die Buchungsbestätigung schon letztes Jahr erhalten haben, aber daran war nun auch nichts mehr zu ändern und jeder ging zu seinem Platz. Ich war froh einen Fensterplatz bekommen zu haben und genoss so die letzten Eindrücke von meinem Gastland. Mit einer halben Stunde Verspätung hoben wir ab in den Nachthimmel von Kuala Lumpur. Doch schon auf 2000 Metern reduzierte die Maschine ihre Neigung und wir flogen recht langsam durch die Wolkenfelder aufwärts. Dadurch war der Anfang der Reise eher holprig.
Nach circa einer Stunde also 1 Uhr malaiischer Zeit gab es dann Abendessen. Als mir mein Tablett gereicht wurde und ich sah was serviert wurde, musste ich etwas schmunzeln. Es gab eine Mischung von malaiischem und europäischem Essen. Nasi Ayam, Tomatensalat und ein Stück Kuchen war neben einer kleinen Brioche zu finden. Nach diesem Mahl widmete ich mich dem Entertainment- Programm des Flugzeugs. Nach einem Film und 3 Uhr malaiischer Zeit entschied ich mich zu schlafen. Während ich auf dem Hinflug kaum oder nur schlecht schlafen konnte, hatte ich auf dem Rückflug einen angenehmen Schlaf und nach gut sechs Stunden wachte ich etwas müde auf. Da es im Flugzeug immer noch Nacht war entschied ich mich noch etwas zu dösen. Zwei Stunden vor Landung wurden dann die Lichter wieder angemacht und ich konnte die Sonnenblende hochschieben. Der Fensterplatz hatte sich bezahlt gemacht. Auf 11.000 Metern sah ich auf eine weiße Wolkendecke hinab. Doch viel schöner war noch der blaue Farbverlauf des Himmels. Auf Fotos kommt das aber nie so gut zur Geltung wie in Realität.
Nach einer weiteren Stunde setzten wir langsam zur Landung an. In der Morgensonne durchstreiften wir wieder die Wolkendecke und man konnte die kristallisierten Regentropfen in der Luft schillern sehen. Ich glaube das war einer der schönsten Landeanflüge bisher. Doch statt harmonischer Stimmung kam bei den anderen Freiwilligen Hektik auf. Durch die halbe Stunde Verspätung hatte das Boarding bei zwei Flügen begonnen. Ich hatte noch etwas mehr Zeit und konnte so gemütlich zum Ausgang laufen. Auf dem Weg durch das Flugzeug viel mir auf, wie dreckig manche Fluggäste das Flugzeug hinterlassen hatten und ich fragte mich wie man in zwölf Stunden so viel vermüllen kann. Nach einer weiteren Sicherheitskontrolle saßen wir an unserem neuen Gate und erfuhren, dass einige ihren Abflug verpasst hatten. Was das für die Wartenden am Flughafen bedeuten musste wollte ich mir gar nicht ausmalen. Unser Flug hingegen startete pünktlich. Ich erwartet hier nichts besonderes mehr, doch ich sollte mich irren. Das kleine Flugzeug bewegte sich weg von unserem Gate, als die Stewardessen die übliche Sicherheitshinweise vortrugen. Dabei hatten sich die beiden wohl irgendwie in einer lustigen Situation befunden, denn vor lauter Lachen konnte eine der Stewardessen nicht wirklich verständlich die Hinweise weitergeben. Mit rotem Kopf und einiges an Selbstbeherrschung setzte sie zu einem neuen Versuch an der wieder scheiterte. Das ganze Flugzeug reagierte darauf amüsiert und anstatt genervt zu sein gab es einen gemeinschaftlichen Applaus für die beiden. Ein schönes Erlebnis.
Wieder in der Luft flogen wir gefühlsmäßig den gleichen Weg zurück, den wir kurz zuvor geflogen waren. Ein letztes Mal über den Wolken. Zusammen mit vier anderen Freiwilligen landeten wir in Frankfurt und rollten zu unserem Stellplatz. Als wir aus dem Flugzeug ausstiegen schlug uns die deutsche Luft entgegen. Und diese war kalt. 12°C waren deutlich unter dem Klima, das wir aus Malaysia gewohnt waren und so froren wir doch ein wenig. Positiv fiel uns die frische Luftqualität auf. An einem Flughafen, welch Ironie. Mit dem Shuttlebus im Terminal angekommen hieß es nach langer Zeit einmal wieder auf Gepäck warten. In meinem ganzen Jahr war ich immer mit Handgepäck gereist und hatte so vom Verlassen des Flugzeugs bis zum Verlassen des Flughafens nie länger als 20 Minuten gebraucht. Jetzt musste ich auf meinen orangenen Koffer warten und hoffen, dass er dieses Mal auch wirklich das Flugzeug erwischt hatte. Glücklicherweise sah ich ihn nach kurzer Zeit auf dem Gepäckband und nachdem alle von uns ihre Koffer hatten verabschiedeten wir uns noch am Gepäckband, da wir uns sicher waren, dass wir danach wohl eher keine Gelegenheit dazu haben würden. Durch den Zoll und ab nach draußen. In der Masse an wartenden Menschen war es anfangs gar nicht so leicht meine Familie zu finden, aber dann sah ich sie doch. Mit einem großen Tuch wurde ich empfangen. Nachdem ich alle begrüßt hatte entschieden wir uns aber lieber zu Hause zu feiern als in der Menge an Menschen am Flughafen.
Ich hatte mir oft ausgemalt wie es wohl sein würde wieder zu Hause zu sein und bin dabei nie zu einem Schluss gekommen. Nun wusste ich wie es ist. Vollkommen ohne Jetlag feierten wir meine Ankunft und irgendwie war es so als wäre ich nicht ein Jahr weg gewesen, sondern nur ein paar Wochen. Alles wirkte so vertraut und auch wenn ich mit einigen anfänglichen Komplikationen gerechnet hatte blieben diese aus. Dafür kamen viele Nachrichten wieder dir mir entweder zu meiner Ankunft gratulierten oder mich einluden zu einem Besuch. So habe ich in den letzten Tagen schon viel mehr gemacht, als ich vorher gedacht hatte. Ich würde es nicht als Alltag bezeichnen, aber man könnte behaupten, dass ich schon wieder voll in Deutschland angekommen bin. Doch auch wenn ich hier bin: Ein Teil von mir bleibt in meinem Gastland Malaysia.