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Richtig Tiere essen?!

Der durchschnittliche Deutsche isst pro Jahr 60 Kilogramm Fleisch und verzehrt so mehr als das Doppelte von der Empfehlung der Deutscher Gesellschaft für Ernährung. Fleisch gehört für den Großteil der Deutschen einfach dazu und wird sehr gerne gegessen. Hier in Malaysia ist das sehr ähnlich. Vegetarier haben es zwar nicht schwer ein Essen in einem Foodstall zu finden, aber trotzdem ist der Großteil der Gerichte mit Fleisch oder Fisch. Untypisch dabei ist jedoch die Verteilung. Während bei einem Buffet in Deutschland die Beilagen und Hauptspeisen getrennt sind, gibt es hier einen Unterschied. Auch im Gemüse oder anderen Beilagen findet man Fleisch. Ich bin immer noch nicht dahinter gekommen, warum man zweimal Hühnchen in verschiedene Töpfe gibt, da am Ende doch der Großteil beides nimmt. Außerdem macht diese Verfahrensweise es für Vegetarier nicht leichter. Vereinzelt gibt es auch Fischcurry, zu dem dann gebratener Fisch zusätzlich serviert wird. Ich glaube es wird klar, dass ich diese Zusammenstellung etwas ungewöhnlich finde. So fremd dass am Anfang auch sein mag, man gewöhnt sich daran wohl sehr schnell, doch oft kam bei mir die Frage auf, ob dann hier nicht mehr Fleisch gegessen wird als bei uns. Die Antwort darauf lautet: Nein. Mein Heimat- und mein Gastland sind fast gleich. Das hat mich doch etwas überrascht, auch mit Sicht auf Deutschland. Doch warum habe ich den Blogtitel gewählt? Ich habe gemerkt, dass die Art und Weise Fleisch zu essen sich doch stark zu Deutschland unterscheidet. Wer in Deutschland ein Gericht mit Fleisch bestellt, bekommt dieses meist ohne Knochen in Form von Filet oder ähnlichem. Hier ist es eher eine Seltenheit, Fleisch ohne Knochen zu essen. Für mich ist das eine neue Erfahrung, da ich sonst eher der Freund von knochenlosen Essen bin. Doch auch sonst wird meines Empfindens nach mehr vom Tier gegessen als in Deutschland. Das beeindruckendste Erlebnis bisher war wohl ein Essen mit meinem Projekt, auf dem ich Zeuge sein durfte wie ein Fischkopf komplett verspeist wurde. So etwas habe ich in Deutschland noch nie gesehen und wird wohl eher zu einer Seltenheit gehören. Doch hierzulande werden eben nicht nur die besten Stücke genommen und der Rest verfüttert, sondern das Lebewesen mehr genutzt. Das habe ich nicht nur in meinem Projekt, sondern auch bei meiner indischen Gastfamilie festgestellt. In dieser Zeit bin ich auch eher zufällig auf das Buch von Louise Gray gestoßen. In dem Buch „Richtig Tiere essen?!“ geht es eben genau um dieses Thema. In Deutschland ist das Thema der Herkunft des Fleisches wohl genauso verschwiegen, wie der Tod. Die Autorin des Buchs ernährte sich ein Jahr nur von Tieren, die sie selbst erlegt hatte oder die von Autofahren an- bzw. überfahren wurden. Jeder möchte doch ein glückliche Kuh, die auf der Wiese steht und denkt dabei wohl nicht an das potentielle Essen, denn meistens sieht Massentierhaltung auch anders aus. Doch wenn man ehrlich ist packen dann die meisten auf ihren 500€ teuren Grill Würstchen aus dem Supermarkt für 1,49€. Dabei dann zu erwarten, dass es sich um gutes und vor allem artgerechtes Fleisch handelt ist wohl eine Utopie. Um dem vorzubeugen und auch die Seite der Vegetarier zu erleben ist es für mich mittlerweile Tradition in der Fastenzeit auf Fleisch zu verzichten. Dieses Jahr ist es jedoch etwas anderes. Ich verzichte auch auf Fisch und esse mit anderen, die nicht vegetarisch leben. Dadurch ist die Thematik Essen für mich seit kurzem noch präsenter als zuvor. Es ist etwas komisch, wenn man den Arbeitskollegen erklärt, dass man jetzt auf bestimmte Zeit vegetarisch lebt. Doch da ich freundliche und verständnisvolle Arbeitskollegen habe ist das auch kein Problem. Schwieriger wird es dann schon wenn ich mir Essen nehme. Ich habe für mich zwar entschieden vegetarisch zu leben, aber wahrscheinlich auf eine andere Art als richtige Vegetarier. Wenn es Chicken-Curry gibt kann ich es mit meinem Gewissen trotzdem vereinbaren das Curry ohne das Fleisch zu nehmen. Dadurch bleibt etwas mehr Vielfalt im Essen erhalten und meine Auswahl ist größer, aber trotzdem gibt es auch Mahlzeiten bei denen neben Reis nicht viel auf meinem Teller landet. Ich muss zugeben, dass ich dieses Experiment extrem spannend finde und empfehlen kann. Die Wahrnehmung auf Fleisch verändert sich durch auf jeden Fall. Ich möchte keine Grundsatzdebatte über Vegetarismus oder Fleischkonsum starten, aber ich denke diese Thema betrifft die meisten und ist alltäglich für uns ohne dass wir uns dessen wirklich bewusst sind. In jedem Fall hilft diese Zeit mir auch zu verstehen, wie sich Vegetarier auf den Philippinen fühlen müssen, da meiner Erfahrung nach fast kein Hauptgericht ohne Fleisch oder Fisch ist. Doch auch auf den functions merke ich wie wenig man essen kann wenn man Vegetarier ist. Deswegen hat sich es auf jeden Fall jetzt schon gelohnt eine andere Sichtweise einzunehmen und sich über unser Essen andere Gedanken zu machen.

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