Nils Blog

Pulau Weh. Sumatra.

Nach so einer ereignisreichen Woche wie es die letzte war, fand ich es gut, dass wir den zweiten Teil unserer Reise ruhiger angehen wollten. Nachdem der Sonntag von der Reise, dem Verlust der Kamera und einer kleine Inselrundfahrt bestimmt war, wurde es heute Zeit wirklich den Strand zu sehen. Unser Hotel lag zwar direkt am Meer, doch es war zu steinig und zu flach um wirklich Baden zu können. Mit zwei gemieteten Rollern machten wir uns auf zur Ostküste der Insel. Während wir so über die wenig touristische Insel fuhren erlebte unser Geruchssinn eine wahre Vielfalt. Die salzige Luft des Meeres, die Schwüle des Dschungels und der markante Geruch von Nelken die zum Trocknen überall ausgelegt waren ließ uns die Insel nicht nur mit den Augen wahrnehmen. Der Strand der sich einem an der Ostküste dann bot war bedeutend besser als unser „Hausstrand“. Türkisblaues Wasser das an einen feinen Sandstrand gespült wurde. Das Ganze komplettiert mit den Palmen im Hintergrund ließ jedes Herz höher schlagen. Ich war ganz froh, dass dieser Strand scheinbar noch in seiner Natürlichkeit beibehalten wurde und nicht mit Liegen oder Ähnlichem zugestellt wurde. Da es nur leicht bewölkt war und die Sonne so etwas angenehmer war entschieden wir uns gleich in die Wellen zu stürzen und den Badeurlaub zu genießen. Glücklicherweise war der relativ kleine Strand nicht von Müll des Meeres vollgespült und auch im blauen Nass könnte man keine Plastiktüten oder Verpackungen sehen. Wer mich kennt, weiß dass ich es schätze im Meer zu Baden. Wer mich besser kennt weiß aber auch, dass ich ein Sandkind bin. So setzten Max und ich uns einfach nur an den Rand des Sandstrands und ließen uns von der Strömung immer nach oben treiben. Neben dieser Erfahrung ist es einfach auch ein unglaublich tolles Gefühl für mich an dem feinen Strand zu sein und ihn zwischen den Füßen und Händen zu fühlen. Auch an diesem Strand fiel mir auf, dass es unglaublich viele Korallen gab, die mit dem Meer angeschwemmt wurden. Was auf der einen Seite schön ist um flache Korallen auf dem Wasser zu flippen, ist auf der anderen Seite auch erschreckend, da die Ursache wahrscheinlich Dynamitfischen ist. Das trübte die Idylle etwas. Nass und leicht fertig kehrten wir vom Strand zurück und machten uns auf zu einem anderem Strand, an dem man scheinbar gut Schnorcheln konnte. Als wir ankamen war aber niemand zu sehen und statt Sand sahen wir wieder eine Steinküste. Wir waren uns einig, dass wir lieber einen weiteren Sandstrand bevorzugen würden und so ging es mit dem Roller weiter. Der Strand an dem wir hielten war nochmal etwas besser als der erste und eignete sich auch einigermaßen zum Schnorcheln was noch ein größerer Vorteil war. Das T-shirt aus ging es rein ins kühle Nass, dass eigentlich eher warm als kühl war. Eine Holzinsel mit Plastikfässern befand sich gut 50 Meter von der Küste entfernt und Max und ich beschlossen sie einzunehmen. Erfolgreich bestiegen wir die etwas wackelige Plattform im Meer uns sonnten uns dort etwas. Während ich da so lag merkte ich auf einmal, dass der neue Strand nur eine Verlängerung des alten war und wir effektiv vielleicht 350 Meter weiter nördlich von der Straße runter an den Strand gegangen waren. Manchmal braucht man eben den Blick von weiter weg, um die Gesamtsituation aussieht. Doch apropos Blick: Auf der Holzinsel sah man auch wieder das unglaublich klare Wasser, in dem wir noch Schnorcheln wollte. Mit ein paar Schwimmzügen waren wir wieder zurück am Strand und liehen uns Taucherbrille und Schnorchel aus. Damit ausgestattet ging es zurück. Da in Küstennähe das Wasser aber noch etwas trüb war schwammen wir etwas weiter raus. Die Vielfalt von den Philippinen konnte ich nicht erleben, aber schon die Fische zwischen den Korallen schwimmen sehen zu können war wieder genial. Auch Max war begeistert von der Unterwasserwelt und wir waren uns einig, dass dieser Urlaub auf jeden Fall die richtige Entscheidung gewesen war. Nach einer ganzen Weile kehrten wir wieder an den Strand zurück und sonnten uns noch ein bisschen bevor wir aufbrachen um Sandra abzuholen, die an diesem Tag drei Tauchgänge gemacht hatte. An der Hafenbucht von Sabang fanden wir eine Art Food Hawker bei dem wir unser Abendessen bestellten. Da wir das wegen des Ramadans erst nach Sonnenuntergang einnehmen konnten, war nach dem Essen nicht mehr viel Programm angesagt und wir fuhren zurück in unser Hotel.

Am nächsten Morgen war nichts mit Ausschlafen. Smiley wollte uns recht früh zu der Spitze von der Insel führen. Dort wollten wir den Kilometer Nol, also die Nordspitze von Indonesien sehen. Nach einer Fahrt auf der menschenleeren Straße hatten wir eigentlich keine große Erwartungen. Eventuell ein Schild oder ein kleines Gebilde, doch was wir sahen überraschte uns doch etwas. Mit über 10 Metern Höhe und einem eben so breiten Durchmesser war die Stahlkonstruktion am Nullpunkt doch sehr beeindruckend. Hier sahen wir auch wieder Menschen, die Fotos machten, doch nach 15 Minuten waren wir auch wieder alleine. Was auf der einen Seite sicher schön ist möchte ich auf der anderen Seite aber nicht in Sylt am Ellenbogen stehen haben. Ansonsten gab es hier nicht sehr viel zu entdecken und wir fuhren über andere Straßen wieder zurück. Allgemein muss ich sagen, dass hier auf Pulau Weh das erste Mal Tiere die Straße besetzen. Man hört ja immer wieder von Kühen in Indien, aber bisher hatte ich keine Erfahrungen damit gemacht. Nun mussten wir doch das ein oder andere Mal Kühen oder Ziegen ausweichen, die sich auf der Straße niedergelassen hatten oder umher trotteten. Doch wir meisterten den Hindernisparcours meisterhaft und touchierten kein einziges Hindernis. Auch heute war unser Ziel wieder der Strand, der übrigens Sumur Tiga heißt. Doch allzu lange konnten wir zuerst nicht baden. Sandra musste ihre Fähre auf das Festland bekommen und obwohl es kilometertechnisch sich auf der Insel nur um kleine Entfernungen handelt nehmen diese doch einige Zeit in Anspruch. So verabschiedeten wir uns von Sandra an unserem Hotel und nachdem wir uns kurz in der Kühle ausgeruht hatten zog es uns nochmals zum Strand. Da aber das Wetter auch in Indonesien nicht immer erste Sahne ist verging uns etwas die Lust nochmals im Meer zu baden. Graue Wolken und ein starker Wind hatten das Meer aufgebauscht und machten es zwar nicht kalt zu baden, aber dennoch waren wir nicht in der Laune dafür. Man kann aber auch bei so einem Wetter einfach die Szenerie genießen und aufs Meer hinausstarren. Genau das taten wir auch bevor wir in Saban Smiley suchten, damit wir gemeinsam Abendessen konnten. Beim Abendessen wurden auch die Pläne für den morgigen Tag besprochen und nach einer weiteren Ortsrunde in Saban kehrten wir wieder recht früh zurück.

Das dies gar nicht mal so schlecht war zeigte sich am nächsten Morgen. Da unsere Fähre um 7 Uhr von dem Hafen ablegen würde mussten wir bereits vor 6 Uhr aufstehen, um möglichst reibungslos anzukommen. Etwas müde aber doch erfolgreich saßen wir um 7 Uhr auf der Fähre und tuckerten los. Was auf der Hinfahrt mit dem Speedboat 45 Minuten gedauert hatte zog sich nun auf eine über dreistündige Schiffsfahrt. Manchmal hatte man das Gefühl, dass man sich gar nicht von der Stelle bewegt, doch irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir den Hafen von Banda Aceh. Unser erstes Ziel in der Stadt war die örtliche Polizeistation. Diese nahm uns zwar auf, gab uns allerdings schnell zu verstehen, dass wir hier nicht richtig seien. Wir sollen es mal an der großen Polizeistation versuchen. Nach wiederholter Fahrt und der Sicherheitsüberprüfung fanden wir uns in einem Büro der Polizei wieder. Glücklicherweise konnte sich Smiley mit den Behörden auf Bahasa Indonesia verständigen, aber recht schnell wurde klar, dass auch hier nichts zu machen war. Laut den Informationen, die wir durch unseren Guide mitbekommen haben, könne man in diesem Fall nicht wirklich etwas machen. Etwas frustriert kamen wir so wieder aus der Station in die Hitze. Da niemand um 6 Uhr Frühstück für uns bereitgestellt hatte war nun um die Mittagszeit unser Hunger schon recht groß. Da Banda Aceh aber zu 80% von Muslimen bewohnt wird war kein Restaurant offen. Selbst westliche Marken wie KFC beugten sich wohl dem Fastenmonat und baten kein Essen an. Was macht man in so einem Fall? Unser Fahrer wusste einen Ort, an dem er Essen vermutete und nach zahlreichen Nebenstraßen und verwinkelten Gassen standen wir genau in so einer. Wortwörtlich zur Hintertür ging es für uns ins Restaurant. Dort saßen einige Leute, die uns natürlich verwundert anschauten. Zum einen weil wir Touristen waren, zum anderen aber auch, weil sie etwas erleichtert waren, dass es nur wir waren. Das Restaurant hatte nicht offiziell geöffnet, weil die Angst vor der Sharia-Polizei selbst bei den nicht muslimischen chinesischen Shopbetreibern zu groß war. So saßen wir in einer Art Versteck und nahmen under Mittagessen zu uns. Ohne Zwischenfälle konnten wir auch wieder diesen Ort verlassen und machten uns nun auf zu unserem Hostel für eine Nacht. Das große Gepäck im Zimmer machten wir nur eine ganz kleine Pause bevor wir uns die Stadt Banda Aceh durch herumschlendern anschauten. Das wichtigste war doch natürlich wo wir heute Abend fastenbrechen würden uns so kundschafteten wir einige Essensplätze aus. Als es dann an der Zeit war, waren die Straßen wieder wie leer gefegt und alle versammelten sich um das Essen, so wie wir auch. Doch dann war es Zeit wieder Abschied zu nehmen. Unsere Reisegruppe verkleinerte sich wieder, da Smiley den Nachtbus zurück nach Medan nehmen würde. Max und ich genossen noch etwas den Abend am Fluss bevor wir wieder zurück in unser Hostel liefen. Zum Abschluss des Abends gingen wir nochmal auf den Balkon unseres Zimmers, um den Urlaub etwas Revue passieren zu lassen. Doch scheinbar hatten wir die Tür etwas zu fest zugezogen, denn wir kamen nicht mehr nach innen. Die Türe war eingeschnappt und wir hatten von draußen keine Klinke um diese wieder zu öffnen. Gefangen auf dem Balkon überlegten wir, wie wir am besten wieder in unser Zimmer kommen könnten. Einfach nach unten klettern oder springen war aus dem dritten Stock nicht möglich, jedoch entdeckten wir einige Menschen den wir hoffnungsvoll zuriefen. Doch wie fast schon gedacht wollte niemand uns helfen. Unser letzter Ausweg war das Zimmer nebenan mit dem wir dem Balkon teilten. Ehrlich gesagt waren meine Hoffnungen gering, den früher am Tag hatten wir keinen Gast in dem Raum gesehen. Allerdings hatten wir Glück und es hatte tatsächlich noch jemand eingecheckt. Durch den Raum liefen wir nach unten um den Ersatzschlüssel zu bekommen, da unser Schlüssel natürlich im verschlossenen Zimmer war. Nach dieser nächtlichen Befreiungsaktion waren wir wieder froh in unserem Zimmer zu sein und einfach nur nich zu schlafen.

Eigentlich sollten wir am nächsten Morgen von einem Tut-Tuk-Fahrer um 5:30 Uhr abgeholt werden, aber da wir nach über 20 Minuten immer noch niemanden sahen entschied ich mich kurzer Hand ein Grab Car zu buchen um zum Flughafen zu kommen. Obwohl mein Flug erst um elf Uhr abflog mussten wir so früh los, da Max schon früher nach KL musste. So war die Zeit am Flughafen eher nicht so spannend und von YouTube geprägt. Doch natürlich stand noch der letzte Abschied für diesen Urlaub an. Doch irgendwie war es nicht sehr schlimm Max zu verabschieden, da ich wusste, dass wir uns in nicht einmal einem Monat wahrscheinlich wieder sehen würden. So hatte ich noch ein paar Stunden alleine bis auch mein Flug ging. Als ich zum Boarding ging traute ich meinen Augen kaum. Die Maschine mit der ich fliegen würde war eine ATR 72-600. Wem das nichts sagt, muss sich nicht schlecht fühlen, aber ich freute mich. Es war schon immer mein Ziel gewesen mit einer Propellermaschine zu fliegen und heute hatte ich Gelegenheit dazu. Unerwartet leise landete ich nach gut zwei Stunden wieder in Malaysia und mein letzter Urlaub in meinem Austauschjahr war nun auch vorbei.

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